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 | Abschied von der Strasse |
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Ich sage : ADIEU....
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Abschied von der Strasse Wenige Tage vor Ende der Saison schlägt mir meine ungebremste Leidenschaft für `s Biken eine tiefe „Wunde“ in `s Fleisch. Parallel zur Rennstrecke bin ich ja der Strasse zusätzlich mit einer StVO – ¾ - Gixxi bisher treu geblieben. Die Tour war für mich vorüber, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. Wenn mir jemand vor dem 19. Oktober 2008 gesagt hätte, es auf der Strasse künftig sein zu lassen…..ich hätte es ohnehin nicht gehört.
WAS aber ist passiert? Ich schreib` s der Reihe nach:
Es ist Sonntag, der 19. Oktober 2008. Nicht unbedingt bestes Bikerwetter. Dunkle Wolken schieben sich immer wieder vor die Sonne. Es bleibt überwiegend schattig und zudem auch recht kalt, ich meine so um gefühlte 10 Grad Plus. Egal, ich bin schon bei anderen Bedingungen über die Landstrasse gefegt, denke ich, und freue mich über die durch Wheelieman & Gixxi-Korle angestoßene gemeinsame Ausfahrt mit Treffpunkt zunächst an der Geko in Münster. Abfahrt 12.00 Uhr in der Hoffnung, dass der Asphalt dann auch schon einwenig „angewärmter“ ist. Gixxi-Korle wollen wir auf seinem „Landsitz“ unterwegs einsammeln.
Nun also rein in die langärmeligen Fleece-Klamotten und in `s bewährte Leder. Gegen 12.00 Uhr ziehe ich meine ¾ - Gixxi vollgetankt aus der Garage vor zum Treffpunkt an der Geko, wo sich etliche Aufzündis bereits versammelt haben. Nette Begrüßung: Hallo… Hi, du auch….schön, dich wieder zu sehen….toll, du auch dabei….bla, bla, bla…..Teufelchen stellt sein vor Stunden errungenes Schnäppchen noch kurz vor: `ne ZX 9 in Toppzustand. Ich freue mich riesig auf diesen spontan geplanten gemeinsamen „Ausritt“. Es wird wohl der Letzte sein, so fühle ich, denn in wenigen Tagen endet für meine StVO – ¾ Gixxi die Saison. Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen: Nach der Saison ist bekanntlich vor der Saison!
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Treffpunkt an der "Geko" 12.00 Uhr
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Ein Druck auf den Anlasser...
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Einige Kumpels wollen noch tanken. Sie fahren los, nachdem wir zuvor vereinbaren, uns an der Aral-Tanke, erste große Kreuzung links wieder zu treffen.
Ein Druck auf den Anlasser und meine StVO – ¾ Gixxi schnurrt los wie eine wilde Katze mit mächtig aufgeplustertem Schwanz. Ich biege von der Geko zügig in die Hauptstrasse ein. Die erste Ampel steht auf rot. Hinter mir noch drei Aufzündis, Schnecke, Wheelie & Nudel-Jörg. Ich lass es sein, auf der „Motorrad – Spur“ an den Autos vorbei nach vorne zu ziehen, um zusammen zu bleiben. Langsam bremse ich mich an die Autos vor mir ran, die Ampel schaltet auf grün.
Bis zur nächsten Ampel nun die Erlaubnis zum schnellen Fahren. Wunderbar, sie springt rechtzeitig auf grün um, ohne dass ich wirklich stoppen muss.
So „surfe“ ich auf der Hauptstrasse weiter und befinde mich wenige Meter in Richtung Links-Abbiegespur vor der großen Kreuzung. Die auserwählte Tanke liegt in Sicht.
Heute passt ` s, Ampel wieder grün, kein Gegenverkehr, Kreuzung einfach genial (!), voll einsehbar und so breit, dass sie als zweispuriger LKW-Wendekreis durchgehen könnte.
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Heute passt `s : Ampel wieder grün
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Der Radius verträgt Speed. Wer den Lausitz kennt: Erinnert einwenig an die erste Linkskurve am Ende der Start – Ziel – Geraden. Freie Bahn – also Gas. Vor mir, neben mir… niemand! Ich klicke in den zweiten, in den dritten Gang und drehe am Kabel – bis fast ganz. Sortiere meine langen Glieder und bin bereit, mich in Schräglage zu bringen. Ich bremse diesmal nicht. Hintern links, Knie seitlich leicht zur Kurvenseite und Kopf vorne nach unten.
Ich fühle den Speed und leichtes Hanging-Off. Einfach genial, schießt es mir unter dem Helm durch den Kopf und tauche ab in die Schräglage nach links. Passt – Passt - P A S S T !
Stunden später: Ich erwache auf der Intensivstation der Uni – Chirurgischen Unfallklinik Münster wieder und höre von meinen Freunden, dass ein derber Hinterradrutscher die Haftfähigkeit überschritten und einen Highsider eingeleitet hatte. Ich habe an das, was geschehen ist und auch an alles, was bis zum Aufwachen auf der Intensivstation passiert ist, keinen blassen Schimmer.
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Diagnose: Schweres Gehirntrauma, dreifacher Schlüsselbeinbruch, sieben Rippenbrüche und andere kleinere Blessuren
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Wieder Zuhause
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Inzwischen bin ich aus dem Krankenhaus entlassen und fühle mich auch schon wieder so fit, dass ich in 2 Wochen den Himalaya über die schwere Westroute bezwingen könnte, ohne Sauerstoff und nur mit einem Suzuki-T-Shirt bekleidet.
Allen meinen Freunden, die mich im Krankenhaus besucht und/oder angerufen haben, möchte ich ganz herzlich Danke sagen.
Danke auch für die vielen, vielen guten Genesungswünsche, die mich per sms, per Email, im Gästebuch und/oder über unser Forum erreicht haben. DANKE!
An meine Kumpels, die beim Crash am Sonntag dabei waren, SORRY für den Schreck, den ich Euch bereitet habe. Trotz alledem schätze ich mich glücklich, dass niemand, außer mir und meine Suzi bei dem Crash zu Schaden gekommen ist. Dies war und ist mir nach meinem Highsider vom 19. Oktober 2008 das Wichtigste.
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A d i e u...
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liebe Kumpels von der Strasse
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Euch, liebe Kumpels von der Strasse, sage ich heute: ADIEU. Ich war gerne mit Euch auf unseren Hausstrecken unterwegs und ich bin mir sicher, dass ich die gemeinsamen Aus“Flüge“ mit Euch heftig vermissen werde. Sie waren immer aufregend und mit Erlebnissen reich gespickt.
Doch den (üb-)erlebten Highsider begreife ich als ROTE KARTE. Ich schaffe den Spagat zwischen Rennstrecke und Strasse nicht mehr und vergesse immer wieder, dass ich meine ¾ - Gixxi auf der Strasse nicht so zur Brust nehmen kann wie auf der Rennstrecke. Zwei Wochen Chirurgische Unfallklinik sind eine bittere Lektion. Ich habe begriffen, dass es allein aus eigenem Überlebenswillen besser ist, ich sage der Strasse ADIEU.
Im Krankenhaus hatte ich Zeit, an schlimme Unfälle mit Motorrädern auf Landstrassen, an verunglückte Kumpels und an die Worte von Colin Edwards zu denken: „Motorradfahren ist das geilste was ich mir vorstellen kann, und wenn es mein Schicksal wäre, dabei zu sterben, dann wäre ich bei meiner Lieblingsbeschäftigung gestorben. Sterben muss ich sowieso irgendwann.“
Ich hoffe, dass dieser Umstand für mich so schnell nicht eintreten wird, nachdem ich der Erkenntnis und dem Rat von Freunden folge, künftig nur noch auf der Rennstrecke aufzuzünden.
CRATIO MILLES, das ich dabei sein durfte!
Mit sportlich-freundlichen "Chupa - Chups" Grüßen :-) Euer Snow #344
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Ich werde Euch vermissen :-(
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